Wie Bullet Journaling mir auch abseits des privaten Strebens nach Entschleunigung im Berufsalltag geholfen hat, meine Produktivität zu steigern und entspannter alles im Griff zu haben.

Vor einem halben Jahr habe ich Bullet Journaling entdeckt. Dabei handelt es sich um eine Methode, seinen Alltag zu dokumentieren, seine Tasks und To-Dos zu Ordnen und allgemein produktiver zu werden.

Ryder Caroll und die Wien-Connection des Bullet Journals

Entworfen wurde das Bullet Journaling von Ryder Carroll, einem digitalen Produktdesigner aus New York. Er kämpfte damit gegen seine angeborene Konzentrationsschwäche an. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um ein System, mittels eines Notizbuchs sein gesamtes Leben zu planen, dokumentieren und vor allem auch zu reflektieren.

Ryder wuchs in Wien auf und spricht fließend Deutsch, vielleicht ist auch das ein Grund, warum die Methode bei mir auf Anhieb auf Anklang gestoßen ist. Angefangen hat alles mit einem 4-minütigen Video (siehe weiter unten), in dem die Grundlagen erklärt werden. Mehr als ein Blatt Papier, bzw. ein Notizbuch braucht man dafür auch nicht, und schon kann man loslegen. Ein ausgezeichnetes Kurzinterview mit ihm zu seiner Methode führte die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ hier.

Die minimalistische Eleganz des Ansatzes war es, was mich von Anfang an fasziniert hat. Nachdem ich Ryders Buch „The Bullet Journal Method“ gelesen hatte (auf Amazon ansehen), war klar, dass ich damit loslegen wollte. Und mir wurde klar, dass ich damit nicht alleine war: mehr als 6,8 Mio. Beiträge auf Instagram zum Hashtag #bulletjournal sprechen eine deutliche Sprache.

Auch wenn der von Ryder verfolgte Ansatz in seiner Einfachheit und Kompromisslosigkeit mich sehr anspricht, so hat sich doch eine vorrangig sehr kreative und künstlerische Szene rund um das Bullet Journaling gebildet. Hier zählt vor allem der Aspekt der malerisch-kreativen Gestaltung der einzelnen Buchseiten zum Hauptaspekt der Übung.

Was ist Bullet Journaling?

Bullet Journaling ist ein System, sich Notizen über seinen Alltag zu machen und diese in einem Notizbuch zu organisieren. So gibt es beispielsweise den „Monthly Log“, meist in Form einer Doppelseite, als Übersicht über das aktuelle Monat. Das „Daily Log“ wiederum zielt darauf ab, deine täglichen Erfahrungen zu dokumentieren. Das „Future Log“ wiederum ist dazu da, längerfristige Dinge (meist ein Jahr) im vorhinein zu planen und zu dokumentieren. Durch diese 3 organisatorischen Einheiten ist man in der Lage, seinen gesamten Alltag in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abzubilden. Und genau das bildet das Kernstück des Bullet Journaling in seiner Einfachheit – in einem Notizbuch.

Zur besseren Übersicht gibt es dann noch bestimmte Aufzählungspunkte bzw. -formen, daher auch der Name Bullet Journaling, von „Bullet Point“ für Aufzählungszeichen. Diese dienen der Bearbeitung von Aufgaben, der besseren Übersicht und Planung. Diese beiden Elementen, also Logs und Bullets, bilden das Rückgrad des Systems. Sie sind in ihrer Grundlage einfach gehalten, damit man sich nicht auch noch mit dem Lernen eines Systems allzu lange aufhalten muss. Insgesamt ist die Lernkurve sehr steil, das System ist wirklich einfach erlernber, siehe dazu unbedingt auch das 4-minuten Video von Ryder Carroll (oben verlinkt).

Ich selbst habe mit zwei Notizbüchern begonnen, eines für meine private Dokumentation und eines für meine berufliche Tätigkeit. Allerdings habe ich sehr rasch festgestellt, dass sich mein Journal im Beruf weit besser dazu eignet, die Tagesereignisse festzuhalten, als im privaten Bereich. Das hängt sicher auch mit der zusätzlichen Komplexität zusammen, die sich im Berufsalltag automatisch ergibt. Auf jeden Fall nutze ich die Bullet Journal Methode jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr und habe folgende Auswirkungen festgestellt:

Das analoge Notieren von Dingen ist effektiver als das digitale Festhalten.

Durch das handschriftliche Notieren ist man gezwungen, nur das notwendigste Festzuhalten, in verständlicher Form. Man hat alles übersichtlich in seinem Notizbuch. Keine Dateiwüsten, OneNote oder Evernote Notiz-Fluten, die man sich ohnehin nie wieder ansieht. Und durch das durchdachte System hat man auch immer alles griffbereit, egal aus welcher Perspektive man sich an die Recherche macht.

Außerdem verschafft das Notieren und anschließende abhaken von Aufgaben natürlich Befriedigung, auch schreibt man sich Dinge von der Seele (Stichwort Resilienz im Berufsalltag). In einer Welt, in der von digitalen Impulsen umgeben sind und drohen, überrannt zu werden, stellt das Bullet Journal eine kleine Insel des Analogen dar, die der Entschleunigung, ja mitunter der Entspannung dienlich sein kann.

Im Rückblick liegt die Kraft der Veränderung.

Die Dokumentation seines Arbeitsalltags birgt immenses Potential für Verbesserungen oder Veränderungen in der Zukunft. So habe ich mir zum Beispiel angewöhnt, Termine abzusagen bzw. nicht mehr zu wiederholen, wenn ich nicht mindestens zwei Notizen dazu gemacht habe. Wenn also ein Termin mir nicht zwei Dinge gebracht hat, die ich mir merken möchte, dann war er nicht sinnvoll oder produktiv. Außerdem reflektiere ich regelmäßig – manchmal am Tag selbst, meist aber am Wochenende – kurz über die vergangene Zeit und welche Aspekte davon mich nach wie vor beschäftigen. Diese halte ich dann in einer kleinen Wochen- oder auch Monatsreflektion fest.

Eine erfolgreiche Zukunft entsteht durch bewusste Planung.

Aus der Reflexion der Vergangenheit und das Notieren seiner Gedanken und Vorhaben für die Zukunft, entsteht eine bewusste und langfristige Planung, die eindeutig zum Erfolg führt. Nur wenn ich weiß, wo ich hinmöchte, kann ich losmarschieren. Ein Leben in den Tag hinein ist naturgemäß wenig zielführend und daher ist die Bullet Journal Methode auch gut für hingebungsvolle Prokrastinatoren geeignet, um mit einer klaren Liste und Zielsetzung ans Werk zu gehen.

Bullet Journaling ist also eine exzellente Methode, um sich in den Wirren des Alltags besser zurecht zu finden. Genau das war auch die Intention von Ryder Carroll, als er begann, sich sein eigenes Regelwerk für eine produktive Organisation und Dokumentation des Alltags zurecht zu legen. Und gerade in so unruhigen Zeiten wie jetzt, ist Bullet Journaling eine wunderbare Methode, sich positiv seiner mentalen Gesundheit zu widmen.

Bereit los zu legen? Hier meine 3 Tipps für einen erfolgreichen Start ins Bullet Journaling:

Das war ein erster Überblick zur Methode des BuJos. Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, die Methode doch einfach mal zu probieren, sind hier ein paar Tipps, wie du am besten starten kannst:

1. Beginne am besten gleich, wenn du bereit bist und loslegen willst.

Es ist nicht so wichtig, ob du einen Jahres-, Monats- oder Wochenstart abwartest. Viel wichtiger ist es, dass du einfach mal loslegst und dich an das System gewöhnst. Ryder sagt dazu auch in seinem Buch, es dauert ein paar Monate, bis man das System verinnerlicht hat. Das stimm, ich ändere auch nach wie vor regelmäßig meine Art der Dokumentation. Ganz so, wie es für mich am besten passt.

2. Dokumentiere diszipliniert alles mit.

Auch wenn es sich in dem Moment nicht wichtig anfühlt. Einerseits hilft es dir, dich an das System zu gewöhnen, vor allem entwickelst du so deine eigene Art der Kurz-Dokumentation, damit du dich auch später auch sofort erinnerst, was mit deinen Anmerkungen gemeint war. Andererseits ist es, besonders im Arbeitsalltag, enorm hilfreich, Zeitfresser zu erkennen. Und das kannst du anhand des Bullet Journals sehr sehr gut machen. Du bekommst eine klare Übersicht über deine Tätigkeiten, deine Termine, deine Prioritäten. Und kannst diese dann organisiert verbessern.

3. Reflektiere regelmäßig.

Eine der wichtigsten Fähigkeiten des modernen Managements ist die Fähigkeit, sich schnell und unkompliziert auf neue Rahmenbedingungen einzustellen. Dazu ist es einerseits notwendig, ein gewisses Maß an Widerstandfähigkeit gegenüber Problemlösungen (Resilienz) zu entwickeln, andererseits sich sehr genau seiner Stärken und Schwächen bewusst zu sein bzw. zu werden. In beiden Fällen kann dir dein Bullet Journal helfen.

Indem du kurz notierst, was gut oder schlecht an einer bestimmten Sache ist, dir zum Beispiel zu Monatsbeginn ein wichtiges Ziel steckst und am Monatsende darüber reflektierst, warum du es erreicht hast (oder auch nicht) – all diese Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit dir selbst bietet dir die Bullet Journal Methode.

Das waren jetzt nur drei kurze Tipps, die ich aus meiner Sicht und Anwendung der Bullet Journal Methode für wichtig und praktikabel empfunden habe.

Wie du jetzt konkret damit beginnen kannst, deine Produktivität zu steigern, deine Resilienz zu trainieren und deinen Arbeits-Workflow zu reflektieren, zeige ich dir im nächsten Beitrag.

Das Buch von Ryder Carroll kannst du hier auf Amazon kaufen:

Am besten für dein Bullet Journal eigenen sich die eigens entworfenen Notizbücher von Leuchtturm 1917, klicke auf ein Produkt, um direkt auf die Amazon Shop-Seite zu gelangen:

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.