Vergangenen Oktober machte eine Meldung die Runde: Die Major-Labels wollen die CD-Produktion mit Ende 2012 einstellen! Aber wie steht es wirklich um das Medium CD?

Der Original-Artikel im „side-line music magazine“ stellt somit eine gewagte These in den Raum. Auch eine unhaltbare – warum sollte eine Industrie ein Medium einstellen, dass für 74% der Umsätze sorgt, wie Selina Webb, Director of Communications von Universal Music dem NME-Magazin im Zuge der Recherchen zu diesem Thema sagte (der ganze Artikel hier)?

Auch wenn der Original-Artikel von Side-Line schlecht bis gar nicht recherchiert ist, so ist die Thematik natürlich aktueller denn je. Während in den späten 1980ern und vor allem den 1990ern die CD das logische Nachfolgemedium zur Vinyl-Schallplatte war, so formt sich mit Musik als digitalem Gut eine komplett andere Form von Medium und Produkt aus. Digitale Musik ist kein Nachfolgemedium, das an der Haptik oder ähnlichen Handhabung anknüpft – es ist etwas völlig Neues. Ähnlich wie das Radio in den 1930ern von vielen als der Untergang der Musikindustrie bezeichnet wurde (wenn man Musik im Radio kostenlos hören kann, kauft man sich doch keine Platten mehr – so damals die gängige Meinung), gab und gibt gerade das Radio den Künstlern und ihren Musikprodukten die nötige Breitenwirkung. Ähnlich verhält es sich vor allem mit Streaming-Services wie Spotify. Durch die niedrigen Kosten, die für den Konsumenten entstehen (weniger als ein CD- oder Digitalalbum bei Abos, reine Aufmerksamkeit in Form von Werbekonsumation im Gratis-Modell), sinkt die Hemmschwelle, sich mit unbekannten Titeln auseinander zu setzen.

Angesichts der Umsatzrückgänge der Musikindustrie kann man jetzt auch schnell auf den Gedanken kommen, das die CD als Trägermedium ausgedient hat. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends halbierten sich die Umsätze der Musikindustrie von 14,6 Mrd. US-$ (1999) auf 6,3 Mrd. US-$ (2009) allein in den USA (Quelle: CNN Money). Allerdings muss hier bedacht werden, dass die CD-Umsätze in den 1990ern stark von Ersatz- und Umstiegskäufen von MC und Vinyl getrieben wurden. Mengenmäßig wurden im Jahr 2008 noch immer mehr CD-Alben verkauft, als je Vinyl-Schallplatten verkauft wurden (siehe hierzu auch Prof. Mag. Dr. Peter Tschmuck „die rezession in der musikindustrie – eine ursachenanalyse„).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass selbst durch sinkende CD-Verkäufe das Medium an sich nicht verdrängt werden wird. Allein 2008 wurden immerhin noch 8 Mio Vinyl-Schallplatten verkauft, und dass nach der ersten, von RCA Victor veröffentlichten Langspielplatte im Jahr 1930. Wohl aber lässt sich sagen, dass der digitale Vertrieb von Musik sich in den nächsten Jahren noch stärker ausprägen wird und das Album als Leitformat des Musikkonsums durch verstärkten Konsum von Single-Tracks und Playlisten an Bedeutung verlieren wird.

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