Wer kennt sie nicht, die Social Networks. Die Flaggschiffe des Web 2.0, tonangebende Spitzenreiter der Netzkultur und Paradebeispiel für digitale Hypes. Aus der simplen Idee entstanden, ein paar Menschen mit gleichen Interessen zusammenzuschließen, damit diese sich gemeinsam austauschen können, stehen hinter Portalen wie MySpace, YouTube oder Facebook mittlerweile milliardenschwere Unternehmen, die hier die nächsten großen Gewinne riechen. Neben aktuellen Trends zu noch mehr Funktionalität und plattform-übergreifenden Applikationen um so Nutzer auf die jeweilige Site zu ziehen, sprießen die Social Networks nur so aus dem Boden.
Besonders interessant ist es, die regionale Verbreitung der Social Networks zu betrachten, wie es etwa bei valleywag.com gemacht wird:
Hier relativiert sich die Dominanz der bekanntesten Networking-Plattformen. Besonders im deutschsprachigen Raum tritt studivz als beliebteste Plattform zu Tage, dies hängt maßgeblich mit der Tatsache zusammen, dass Facebook, obwohl gleich aufgebaut und auf die gleiche Zielgruppe abzielend, erst verspätet seine deutsche Version online geschalten hat.
In den USA steht MySpace mit einem Marktanteil von etwa 80% (Februar 2007) klar an der Spitze der Social Networks, gefolgt von Facebook mit 10% und Bebo mit knapp 1% (Quelle: Hitwise bzw. „The Socal Web“/Steve O’Hear). Der Erfolg spricht für sich, oder etwa nicht?
Auch in Österreich wird auf die Community-Funktionen gebaut. Auf praktisch jeder Medien-Seite wird die Möglichkeit geboten, Kommentare zu den Inhalten abzugeben – klarerweise muss man sich dafür registrieren. Sms.at hat beispielsweise im Oktober 2007 ihr Community-Service gestartet und wirbt damit, „die besten Funktionen aller Online-Communities auf einer Plattform“ zu vereinen. Ohne jetzt sms.at, eine seit Jahren etablierte Plattform in Österreich, kritiseren zu wollen, ist es leider vielfach so, dass sogenannte Communities allzuoft zahnlos bleiben und keinen echten Mehrwert im Austausch für persönliche Daten und die eventuelle Identifikation mit dem Service bieten. Irgendwie hat es den Anschein, dass einfach jeder auf den Web 2.0 Zug aufspringen will, der gerade mit Vollgas durchs Internet rauscht. Dabei mangelt es durchaus nicht an kreativen Ideen, die die Communities bieten. Alpengluehen.com – das Netzwerk für Freizeit und Unterhaltung im österreichischen Raum bietet vielfältige Möglichkeiten, mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten und zu interagieren. Tripwolf.com, ein neues österreichisches Internet-Startup, setzt ebenfalls auf den Faktor Tourismus.
Ein Hauptproblem der Communities und Social Networks wird es in Zukunft wahrscheinlich sein, innovativ zu bleiben, und den Mitbewerbern einen Schritt voraus zu sein. Studivz beispielsweise erinnert verdächtig an Facebook, der große Unterschied lag allerdings hierbei im Vorsprung durch die Sprachbarriere. Interessant wäre es gewesen, die Entwicklung zu beobachten, wäre auch Facebook von Beginn an in deutscher Sprache gestartet.
Das zweite Problem durch wie Pilze aus dem Boden schießende Plattformen wird das Generieren einer kritischen Masse sein, welche letztendlich über die Attraktivität für die Werbekunden entscheidet, um die einzelnen Sites zu finanzieren. Besonders in einem kleinen Markt wie Österreich, der ja auch im traditionellen Medienbereich nicht gerade durch Vielfalt punktet, wird sich heraustellen, wie Nischenprodukte, oder speziell auf den Markt zugeschnittene Produkte die internationale Konkurrenz fordern können.
Wird das Web 2.0, die soziale Revolution im Netz, genauso zur Internet-Blase werden, wie damals eCommerce? Endlos aufgebläht, schließlich explodiert und nun in normale Wachstumsbahnen gelenkt? Angesichts der Investitionen einiger großer Konzerne in Projekte wie MySpace oder Facebook, könnte es wohl so anmuten. Interessant wird, ob hier eine ähnliche Konsolidierungsphase einsetzen wird, wie es sie etwa in den USA in der Entertainment-Industrie und hier vor allem in den Bereichen Film, Musik und Radio gab und gibt.